Dank von Andrew Ullmann

Nach über sieben Jahren im Deutschen Bundestag ist es für mich an der Zeit, innezuhalten und mit großer Dankbarkeit zurückzublicken. Der Abschied fällt schwer – vor allem für unsere Partei. Mein eigenes Ausscheiden ist bedauerlich, aber der tiefere Schmerz liegt im bitteren Ende der gesamten FDP-Bundestagsfraktion. Dies ist ein harter Schlag für die liberale Stimme im Parlament und für all jene, die sich unermüdlich für unsere Werte eingesetzt haben.

Dennoch überwiegt die Dankbarkeit. Es war eine Ehre und eine große Verantwortung, diesem Parlament anzugehören und liberale Politik mitgestalten zu dürfen. Ich bin zutiefst dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, und für die vielen Menschen, die diesen Weg mit mir gegangen sind. Ohne sie wäre all das nicht möglich gewesen.

Solche Wendepunkte bringen unweigerlich Fragen mit sich: War es das wert? Haben wir als Fraktion etwas bewirken können? Als klar wurde, dass die FDP nicht mehr im nächsten Bundestag vertreten sein würde, stellte ich diese Fragen auch meinem Team. Die Antworten waren eindeutig: Es war keine verlorene Zeit. Es war eine Zeit voller Herausforderungen, harter Auseinandersetzungen, aber auch voller kleiner und großer Erfolge, die ohne unser Engagement als FDP nicht möglich gewesen wären.

Besonders prägend war für mich meine Arbeit in der Gesundheitspolitik. Ob während der Pandemie, im Kampf für eine moderne Krankenhausstruktur oder für eine bessere Organspenderegelung. Politik bedeutet, für das Richtige zu kämpfen, Kompromisse zu schließen, auch wenn es unbequem ist. Es bedeutet, gegen Widerstände anzutreten, selbst wenn sie scheinbar übermächtig sind. Und es bedeutet, Verantwortung zu tragen. Gerade in schwierigen Zeiten. Die FDP hat sich dieser Verantwortung stets gestellt und wird dies auch in Zukunft tun.

Die letzten Jahre waren nicht immer einfach, weder für mich noch für unsere Partei. Die Realität der Politik ist oft ernüchternd, und nicht alles, was wir angestoßen haben, konnte umgesetzt werden. Wir haben auch Fehler gemacht, fraglos. Doch wir haben bewiesen, dass es sich lohnt, dranzubleiben – für die richtigen Ideen, für mutige Reformen, für diejenigen, die unser Land voranbringen wollen. Dass unsere Fraktion nun nicht mehr im Bundestag vertreten ist, wiegt schwer. Aber unsere Überzeugungen, unser Engagement und unser Einsatz für liberale Lösungen bleiben bestehen.

Auch über die nationale Politik hinaus war mir die globale Gesundheit ein Herzensanliegen. Die Pandemie hat uns eindringlich vor Augen geführt, wie vernetzt unsere Welt ist und wie unverzichtbar internationale Zusammenarbeit bleibt. Themen wie Antibiotikaresistenzen, der Klimawandel oder die Pandemieprävention werden uns weiter begleiten. Erst recht die Notwendigkeit von fairen Freihandelsabkommen und besten Standortfaktoren im harten internationalen Wettbewerb. Ich hoffe, dass die Impulse, die wir gesetzt und insbesondere an unsere Gesellschaft gesendet haben, nachwirken, Bestand haben und in künftigen Debatten Anklang finden werden.

Als ich 2017 in den Bundestag kam, hatte ich große Ziele. Manche konnten wir erreichen, andere nicht. Politik ist ein schwieriges Geschäft. Viel zu häufig von Macht als von Sachfragen getrieben. Das wird unserer Demokratie nachhaltig schaden, sollte sich nicht ein anderer Politikstil etablieren. 

Trotz aller Herausforderungen war diese Zeit jedoch enorm bereichernd, fordernd und lehrreich. Ich blicke zurück in tiefer Dankbarkeit für die gemeinsamen Kämpfe, für die Debatten, für den Zusammenhalt in Würzburg. 

Mein Dank gilt unserem aktuellen Vorstand der FDP, den Jungen Liberalen und den fleißigen Überzeugungstäterinnen und -tätern der vielen letzten Jahre in unserem Kreisverband, die trotz vieler schwieriger Umstände für den organisierten Liberalismus, der Sache verschrieben blieben und unermüdlich gestritten haben für die Freiheit.

Mein Dank gilt auch meinen Kolleginnen und Kollegen der FDP- Bundestagsfraktion, meinem Team und allen, die uns unterstützt haben. 

Und natürlich ein ganz besonderer Dank meiner Familie für ihren unerschütterlichen Rückhalt. 

Per aspera ad astra. Durch das Scheitern wird man gescheiter. Unser parlamentarischer Weg mag vorerst nun enden, aber der Einsatz für die liberale Sache geht weiter. Ich werde mich weiterhin in der FDP engagieren und bereit stehen, Verantwortung zu tragen und dort zu unterstützen, wo auch immer mein Engagement und meine Expertise gefragt sind.

Der Liberalismus hat viele Gesichter. Der Antrieb und die Verbindung jedoch bleibt stets die Freiheit. Diese Freiheit ist solch ein kostbares Gut, zu wertvoll, um sie leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Sie wurde mit viel Schweiß und Blut errungen, verteidigt und immer wieder neu erkämpft. Daran sollten wir uns insbesondere in den nächsten Wochen und Monaten, aber auch in den nächsten Wahlkämpfen und schwierigen Jahren der außerparlamentarischen Opposition erinnern. In Zeiten des Wandels und der Unsicherheit ist es die Pflicht der Liberalen, sie mit Mut und Entschlossenheit zu bewahren und weiterzutragen. Für heute, für morgen, für die kommenden Generationen.

Euer und Ihr 

Andrew Ullmann